Du warst meine erste wirklich große Herausforderung. Und meine erste große Wanderliebe…
Ich habe mit dir gekämpft, dich verflucht und hätte fast aufgegeben. Doch deine raue Schönheit hat mich gehalten, eingefangen und lässt mich auch jetzt nicht los. Wenn ich an dich denke, dann schlägt mein Herz ein paar Takte schneller und ich wünsche mich zurück in deine Einsamkeit.
Aber was ist es, dass dich so unwiderstehlich macht und mich dich noch immer schmerzlich vermissen lässt?
Ich bin die Via de la Plata in zwei aufeinanderfolgenden Frühlingen gegangen. Im Jahr 2014 bin ich allein in Sevilla gestartet und in gut 3 Wochen bis Salamanca gelaufen. Im Jahr darauf habe ich mich mit einer lieben Pilgerfreundin aus dem Vorjahr verabredet und wir sind zusammen von Salamanca nach Santiago gepilgert. Besonders der erste (südliche) Abschnitt war hart und heiß und zehrend, aber diese Erfahrung hat mich auch emotional so umgehauen, dass sie immer noch Gänsehaut bei mir auslöst. Und ich möchte keine Minute davon missen.
Denn was brauchst du mehr, als den Himmel über dir und den Weg unter deinen Füßen.
Erinnerungstour über die Via de la Plata
Sevilla – der Beginn der Via de la Plata
Ihre schönste Tochter zeigt uns die Via de la Plata gleich zu Beginn. Sevilla. Noch bevor ich einen Schritt auf dem Camino gegangen bin, bin ich begeistert von dieser temperamentvollen Metropole. Bunte Azulejos, einen Irrgarten und sogar einen Pfau finde ich im alten Königspalast ‚Alcázar‘. Die Plaza de España wirkt unreal auf mich mit ihrem künstlichen See, auf dem man sogar Boot fahren kann. In ihrem Säulengang ist ganz Spanien untergebracht, Wappen und Landkarten zu jeder Provinz des Landes. Besonders genieße ich die warme Frühjahrssonne mit einem kühlen Getränk am Ufer des Guadalquivir. Und natürlich die riesige Kathedrale, wo immerhin einige Knochen von Christoph Kolumbus ihre letzte Ruhe fanden und wo jede Pilgerreise beginnt…
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Mittlerweile schon fast ein Klassiker unter den Via de la Plata-Pilgern: Die erste Nacht in Sevilla kannst du sehr gut in der Hostel-Albergue Triana verbringen. Hier gibt´s einen Spezialpreis für Pilger (z.Zt. 13€), du bekommst hier einen Pilgerpass und kannst sogar Fahrräder ausleihen, wenn du die Via de la Plata nicht zu Fuß gehen möchtest.
Andalusien
Die ersten Tage führt die Via de la Plata durch den blühenden Frühling Andalusiens. Blumen, Blumen, Blumen. Überall blüht und duftet es. Und jeden Abend ankommen in einem der weißen andalusischen Dörfchen. In Guillena erlebte ich ein ganz besonderes Spektakel. Auf meinem Verdauungsspaziergang hörte ich schon die Glocken läuten. Um die Kirche versammelt fand ich eine Menschentraube und alle schauten erwartungsvoll nach oben. Jemand spielte die Glocken, und es war nicht nur ein einfaches Läuten. Ganze Melodien erklangen im Abendhimmel und eine sehr auskunftsfreudige Frau erklärte, dass der Glockenspieler ein 14jähriger Junge sei, der dieses ‚Handwerk‘ von seinem Vater gelernt und nun seinen ersten großen Auftritt hat. Ich konnte mich nicht losreißen. Ich hörte so lange zu, dass ich die ‚Schließzeit‘ der Herberge verpasste und meine Mitpilger rausklopfen musste. Gleich am ersten Abend negativ aufgefallen… ?
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Wir waren damals die unter den ersten Pilgern, die in der Herberge Luz del Caminogeschlafen haben. Mittlerweile ist die kleine Herberge etabliert und es gibt sogar eine Dachterasse zum Entspannen.
Tapas
Spanien und das Essen. Die meisten Leute denken an Paella, Serrano und Tapas. Tja, da haben sie auch schon ein paar echt gute Klassiker im Kopf. Natürlich hat die spanische Küche noch einige andere Schmankerl, aber gerade die Tapaskultur ist etwas Besonderes. Andalusien ist dafür bekannt, dass die Tapas fast schon ganze Mahlzeiten sind. Und das einfach so dazu. Bestell ein Weinchen und die bekommst ‚algo para picar‘ – was zum Knabbern – dazu. Die großen und grellgrünen Oliven sind schon Standard. Ich habe wahrscheinlich 5 Kilo davon gegessen auf meiner Pilgerreise. Aber besonders in den kleinen Orten, in denen die Dorfkneipe Spielsalon, Nachrichtenredaktion, Therapiepraxis und Seniorenclub in einem ist, werden Tapas serviert, die du in keinem Tapasrestaurant in Deutschland finden kannst. Ich erinnere mich an einen Nachmittag in Galisteo, an dem der Wirt immer wieder die leckersten Häppchen vorbeibrachte. Immer, wenn ich ein Glas Wein oder Bier für 1 Euro bestellt hatte. Mit Salbei gekochte Knoblauchwurst, Tortilla mit Chorizo, Anchoas und und und.
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Meine absoluten Lieblingstapas sind die Pimientos de Padron (da kommst du übrigens auf dem Camino Portugues durch. Die kleinen (überhaupt nicht scharfen!!!) Mini-Paprika werden einfach in Olivenöl scharf angebraten und mit grobem Meersalz bestreut. Kannst du auch ganz leicht zu Hause nachmachen, die kleinen Paprika findest du mittlerweile auch oft im heimischen Supermarkt (zur Not kannst du auch normale grüne Paprika nehmen, am besten grob gewürfelt).
El Berrocal
Asphalt. 16 km Asphalt. Gut, wenig befahrener Asphalt, aber trotzdem…
Der Weg von Castilblanco führt über eine Landstraße zum Eingang des ehemaligen Landguts El Berrocal. Einige überspringen diesen Teil mit dem Taxi, lassen sich direkt vor dem Naturpark absetzen. Aber ich bin ja jung und fit und denke mir, dass man das Schöne nur zu schätzen weiß, wenn man auch mal weniger Schönes erlebt. Letztendlich sind diese langen Durststrecken auf einem Camino meistens auch Quelle großer Inspiration. Es entstehen oft schöne Gespräche mit Mitpilgern oder dieses fast meditative Gehen bringt die eigenen Gedanken in Gang.
Und eigentlich ist dieser Abschnitt der Via de la Plata wunderschön. Nur weil der Untergrund grau und hart ist, heißt das nicht, dass die Umgebung auch eine Asphaltwüste ist. Im Gegenteil! Hier wird dir bewusst, dass du dich in einer sehr locker besiedelten Region von Spanien befindest. Keine Häuser weit und breit, nur grüne, weiche Hügel mit Bäumen und Kühen. Wunderbar für´s wandernde Auge. Und doch bin ich am Ende froh, als ich endlich den Eingang zu ‚El Berrocal‘ erreiche. Und der Weg hat sich gelohnt.
Ein lichtes Waldgebiet liegt vor mir und überall die schon vertrauten Stein- und Korkeichen. Ich mag diese Bäume sehr. Klein, knubbelig, zäh und irgendwie warm. Dazu kommen noch kleine Lavendelfelder und Zistrosenbüsche überall. Und Kühe. Sie stehen einfach auf dem Weg und glotzen mich mit ihren großen, sanften Augen an. Sehr süß und flauschig.
Das Ende des Parks erreichst du über einen ordentlichen Aufstieg einen Aussichtspunkt. Ein wunderbarer Blick über die Waldfläche des ‚El Berrocal‘ bezahlt für jede Anstrengung.
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Solltest du überlegen, den Asphaltweg mit dem Taxi zu ‚überspringen‘, dann frag am besten in deiner Herberge/Unterkunft in Castilblanco oder in einer der Bars. Die kennen alle Taxifahrer und können dir zu deiner gewünschten Zeit ein Taxi organisieren.
Tinto de Verano
Ich hatte auf meiner Pilgerreise auf der Via de la Plata ein bisschen Pechglück. Zwei der 3 Wochen bis Salamanca war kein Wölkchen am Himmel. Das hört sich erstmal ganz schön an, wenn du gerade aus dem deutschen Spätwinter nach Südspanien kommst. Aber besonders die Extremadura bietet fast gar keinen Schatten und so ist jede Bar und jedes Café mit Sonnenschirmen am Etappenziel wie eine kleine Oase in der Wüste. Und dann etwas Eiskaltes und Erfrischendes. Ich habe auf der Via de la Plata den Tinto de Verano (frei übersetzt: ‚Sommerwein‘) für mich entdeckt. So ein bisschen wie ein spanisches Radler. Rotwein gemixt mit Limonade. Und mit ganz viel Eis serviert. Perfekt!
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] ‚Con limon o con gaseosa?‘ Diese Frage hörst du manchmal, wenn du einen Tinto de Verano bestellt. ‚Limon‘ ist dabei eine trüber Zitronenlimonade und ‚gaseosa‘ meint hier eine klare Zitronenlimonade. Nun musst du für dich entscheiden, was du lieber magst ? Ich steh auf ‚Tinto de Verano con Limon‘.
Extremadura
Silbergraublau und auch ein bisschen Rosa.
Der Himmel an diesem Morgen lässt schon ahnen, dass es wieder ein wunderschöner Tag werden wird. Ich stehe an der Grenze von Andalusien zur Extremadura. Nebel steigen aus den Wiesen. Auf einem Hügel sehe ich die Ruine des Castillo de las Torres.
Die Extremadura. Schon der Name klingt für mich nach Abenteuer. Unwirtlich. Trocken. Einsam. Und wunderschön! Ihren Namen hat sie jedoch nicht von ihren ganzen Extremen, sondern von ihrer Abgelegenheit. ‚Extremos del Duero‘ (Jenseits des Duero), was irgendwie unserem ‚am A**** der Welt‘ gleich kommen könnte. ? Der Duero ist immerhin der drittlängste Fluss der iberischen Halbinsel. Für mich ein alter Bekannter mit neuem Namen. Auf der ersten Etappe des Caminhos Portugues bin ich dem DOURO bis an seine Mündung in den Atlantik gefolgt.
320km führt die Via de la Plata durch die Hochebenen der Extremadura. Auf den Spuren der römischen Vergangenheit des Landes. Immer wieder triffst du auf uralte Meilenstein, Steinbrücken und Ausgrabungen, wie den Arco de Cáparra. Auch die Städte der Extremadura sind definitiv eine Reise wert.
Laaaange Etappen
Die Via de la Plata ist nichts für Anfänger. Viel zu lange Wege. Kaum Einkehrmöglichkeiten. Im Sommer unerträglich.
Nun ja. Irgendwie stimmt das alles. Ich habe es trotzdem gewagt. Als Anfängerin. Und es war hart. Bei uns kam zu den langen Etappen aber vor allem die Sonne. Und 35 Grad. Im April… Ich denke, mit ein paar schattenspendenden Wölkchen wäre alles einfacher gewesen. Und ja, es gibt immer wieder Etappen, die über 30km sind und sehr viele, die knapp darunter kommen.
Vielleicht ist die Länge der Strecken gar nicht so das Problem, sondern vielmehr die fehlenden Pausenmöglichkeiten.
Auf der Via de la Plata gab es, besonders auf der südlichen Hälfte, quasi keine Cafés o.ä. zwischen den Etappenzielen und wir waren froh, wenn wir nach 30km wenigstens eine Herberge gefunden haben. Viele kleine Dörfer hatten sicher früher mal eine Bar, aber die meisten sind längst geschlossen… Einige Male habe ich mich für eine kleine Pause unter irgendeinen knochigen kleinen Olivenbaum gekauert, um wenigstens ein bisschen Sonnenschutz zu haben. Eine der eindrucksvollsten Etappen war die zwischen Villafranca de los Barros und Torremegia. Besonders, weil sie so eindruckslos war. Immer geradeaus durch das Lehmland, die Tierra de Barros. Und dann – endlich! Eine Rechtskurve! Auf diese Kurve habe ich 24km gewartet. Denn danach war´s fast geschafft.
Auf dieser Etappe hatten wir keine schattigen Rastmöglichkeiten und konnten auch kein Wasser nachfüllen. Unterwegs sind wir an einem (!) Bauernhaus vorbeigekommen. 25 Personen teilen sich in der Extremadura einen Quadratmeter. Nicht selten verdoppeln die in einem Dörfchen übernachtenden Pilger dessen Einwohnerzahl. Und genau das macht die Via de la Plata aus.
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] WASSER!!! Du solltest dich genau erkundigen, ob es unterwegs Möglichkeiten gibt, Wasser nachzufüllen. Ich habe oft das Leitungswasser getrunken, aber das ist besonders in Südspanien relativ stark gechlort. Wenn du dann das Wasser ein paar Stunden im Rucksack hast, wird der Geschmack auch nicht besser. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich an manchen Tage zu wenig getrunken und einmal einen dicken Sonnenstich bekommen habe… Seitdem habe ich immer Wasser in Flaschen gekauft.
Merida
Juhuuu! Das erste größere Städtchen seit Sevilla! Und dann auch noch die Hauptstadt der Extremadura!
Merida. Viele Pilger freuen sich auf diesen geschichtsträchtigen Ort. Schon der Eintritt in die Stadt über die lange römische Brücke ist beeindruckend. Wer wirklich alle Sehenswürdigkeiten in Ruhe erleben möchte, sollte über einen Pausentag nachdenken. Das Amphitheater und den den Dianatempel kannst du aber auch gut an einem Nachmittag schaffen.
Ich persönlich habe vor allem die ‚Stadtluft‘ genossen! So sehr ich unser ‚walking village‘ aus Pilgern liebe, so sehr habe ich mich auch über die anderen Menschen in der Stadt gefreut. Ich saß den halben Tag einfach auf der Plaza de España, habe Café con leche getrunken, Tagebuch geschrieben und Leute beobachtet. Und immer mal wieder hat sich ein Pilgerfreund dazugesellt und mir Gesellschaft geleistet.
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Für die volle Dröhnung römischer Kultur kannst du ein Kombiticket für alle wichtigen Sehenswürdigkeiten kaufen (Preis: ca. 12€). Du bekommst es an den jeweiligen Eintrittskassen.
Dehesas
Dehesas. Das klingt nach Wildem Westen, nach ‚Vom Winde verweht‘ oder ‚Fackeln im Sturm‘, nach reichen Großgrundbesitzern. Und obwohl ich dieses Wort schon hier und da mal gehört hatte, war mir nicht ganz klar, was genau Dehesas eigentlich sind.
Wir finden sie meistens in Südspanien. Und deshalb begegnest du diesem Wort auch immer wieder auf dem Weg durch Andalusien und die Extremadura. Dehesas sind Weideflächen, häufig Eichenhaine, die von Gemeinden gemeinsam genutzt und bewirtschaftet werden. Du findest hier Schafe, Ziegen und Kühe, aber auch die bekannten schwarzen iberischen Schweine. Die lieben Eicheln und deshalb sind die Dehesas das Paradies für sie.
Und auch wenn der Stierkampf in immer mehr spanischen Regionen und Städten verboten wird, werden auf den Dehesas im Süden noch Jungstiere für die Kämpfe gezüchtet…
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Alle Vegetarier und Schweineliebhaber dürfen jetzt weiterscrollen ? Alle anderen sollten UNBEDINGT den leckeren Jamón Ibérico probieren. Dieser luftgetrocknete Schinken kommt von den schwarzen Schweinen, der klassische Jamón Serrano vom normalen Hausschwein. Das absolute Spitzenprodukt ist der Jamón Ibérico de Bellota, denn dafür werden die Schweinchen fast ausschließlich mit Eicheln gefüttert.
Das ist nicht der Francés
Für mich war die Via de la Plata mein zweiter Camino. Wie für viele meiner Mitpilger.
Doch ich bin nicht zuerst den ‚Klassiker‘, den Camino Francés, gelaufen wie die meisten meiner Mitpilger. Ich habe eine sehr interessante Sache beobachtet. Die ersten 1-2 Wochen auf der Via de la Plata haben viele noch ein bisschen‘ gefremdelt‘. Die Etappen sind lang, es gibt nicht so viel Pilgerinfrastruktur, du bist mehr allein mit dir und deinen Gedanken, die Via de la Plata scheint nicht so spirituell wie der Francés zu sein. Es wurde viel geredet, meistens über den Weg im Norden. Francés hier, Francés da. Damals war alles besser etc. Für mich waren diese ersten Tage schwierig, weil ich den Vergleich nicht hatte und auch nicht wollte. Die Via de la Plata war meine Realität in diesem Moment und es hat mich wahnsinnig gemacht, dass die meisten diesem wunderschönen Weg keine wahre Chance gegeben haben. Und dabei vielleicht die Schönheit der ersten Etappen nicht wirklich aufnehmen konnten.
Aber irgendwann kam der Scheitelpunkt. Wir hatten alle zusammen genug gemeinsame Erfahrungen auf der Via de la Plata gemacht und langsam gehörte dieser lange, harte Weg im Süden auch zur Familie und wurde geschätzt und geliebt.
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Jeder Camino ist eine neue Erfahrung. Und auch wenn es schwer ist und wir natürlich immer mit alten Erlebnissen und Begegnungen vergleichen: Kopf frei, Seele frei, Herz frei – mit ganz viel Platz für neue Erinnerungen. Suchst du schon wieder nach neuen Camino-Ideen? Dann schau mal hier!
Störche
Sie sitzen überall. Auf Glockentürmen, Strommasten, Dächern. Und irgendwie lösen sie bei mir das gleiche Glücksgefühl aus wie Delfine. Besonders in der Extremadura gehören die Störche zu deinen täglichen Begleitern auf der Via de la Plata. Viele der Tiere sind auf dem Weg nach Afrika einfach in Südspanien hängengeblieben und viele haben es sich dauerhaft gemütlich gemacht. Es gibt immerhin mittlerweile rund 12 000 Exemplare und für die Einheimischen sind sie kaum noch etwas besonderes. Mir jedenfalls hat jeder Storch ein Lächeln ins Gesicht gemalt.
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Halte besonders am ganz frühen Morgen die Augen offen. In der ‚Magic Hour‘, im Zwielicht des Sonnenaufgangs, siehst du manchmal Störche über die Wiesen staksen.
Cáceres
Ich durchschreite eines der Stadttore und habe verloren. Zuerst die Orientierung auf dem Weg durch die vielen engen Gässchen. Und dann mein Herz. An die Schönheit dieser Stadt, von der ich noch nie zuvor gehört hatte. Valencia, Barcelona, Sevilla, Salamanca, Madrid, Bilbao, San Sebastian, Granada… Diese Städte kenne ich. Zumindest vom Hörensagen. Aber warum bin ich nie über diese warme und gemütliche Stadt gestolpert?
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight]Schöne Blicke auf die Altstadt hast du bei einem Spaziergang auf der Stadtmauer. Und schau bei einer Runde durch die Gassen von Cáceres auch mal in die Innenhöfe der Kirchen und Paläste. Da finden sich wunderbare Orte zum Ausruhen und Durchatmen.
Tajo-Stausee (Alcántara-Stausee)
Eine besonders heiße und lange Etappe lag hinter uns. Wie knallrote Tomaten sind wir endlich in der Herberge am Stausee angekommen. Wirklich eine Premium-Lage. Mit Terrasse und direkt am See. Wasser! Nach der vielen trockenen Erde in den Tagen zuvor war es wunderschön, auf der Terrasse zu sitzen und auf die glitzernde Wasseroberfläche zu schauen. Und die Kühe beim Baden zu beobachten. Ich bin selbst auch mal reingesprungen, aber du musst dir den See mit den Tieren und deren Ausscheidungen teilen. Aber erfrischend war es trotzdem. ? Zum Tagesabschluss gab es dann noch den perfekten Sonnenuntergang zu bestaunen.
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Ich empfehle dir, die Herberge am Tajo-Stausee zu reservieren. Es ist ein lange Etappe und die nächsten Unterkünfte gibt es erst wieder in Cañaveral (ca. 11km weiter). Eine (im DZ nur wenig teurere) Alternative ist das Hostal Alcántara.
Berge und Abschied von der Extremadura
Und endlich die Berge.
Nach Aldeanueva del Camino führt die Via de la Plata weiter durch das Städtchen Baños de Montemayor immer bergauf. Die ersten wirklich ernstzunehmenden Höhenmeter in den vergangenen Wochen bis hinauf zum Pass ‚Puerto de Béjar‘.
Es ist wirklich erstaunlich, wie sich die Atmosphäre in nur einer Etappe so verändert. Südspanien lässt du mit der Sierra de Gredos hinter dir und damit die Hitze, den Durst, die Einsamkeit, die trockene Erde und die Störche. Du überschreitest du Grenze in eine neue Region. Castilla y Léon. Ich genieße die kühle Bergluft, aber ich vermisse auch sehr. Nicht nur die Extremadura. In Aldeanueva hat meine liebe Pilgerfreundin Marga ihren Weg (vorerst) beendet und ich bin nach tränenreichem Abschied allein weitergegangen. Wie passend war dieser Grenztag also auch für meine Gefühlslage. Tja, der Camino gibt…
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Mini-Erholung für den geschundenen Pilgerkörper gefällig? Dann ab ins Thermalbad in Baños de Montemayor!
Don Blas – die gute Seele der Via de la Plata
Auf jedem Camino gibt es sie. Alle reden davon, alle wollen dahin.
Die Kultherbergen.Was dem Norte sein Pater Ernesto in Güemes ist, ist der Via de la Plata ihr Don Blas in Fuenterroble de la Salvatierra. Ich habe ihn leider nicht persönlich kennenlernen können, aber diese Herberge ist schon etwas Besonderes.
Don Blas wird immer wieder als der ‚Schutzengel‘ der Via de la Plata bezeichnet, der jeden Pilger aufnimmt. Unzählige Zimmer, jedes anders und auf das Haupthaus und verschiedene Nebengebäude verteilt, bieten Platz für über 80 Pilger. Die Hospitaleros wechseln immer wieder und es ist immer ein buntes Team aus vielen verschiedenen Ländern da, um sich um die Pilger zu kümmern. Ich glaube, die ‚Verpflegung‘ hängt immer ein bisschen davon ab, wie viele Leute gerade da sind. Wir waren ziemlich viele und es gab kein gemeinsames Abendessen, aber ein schönes Frühstück in einem größeren Essenssaal. Ich habe aber auch schon von Pilgern gehört, die zusammen gekocht haben oder von den Hospitaleros oder sogar Don Blas persönlich bekocht wurden.
Salamanca
Da stehe ich nun, auf einem Hügel kurz vor der Stadt neben einem Kreuz und blicke auf die Häuser und Türme von Salamanca. Ein bisschen fühlt es sich wie Santiago an. Und in gewisser Weise ist es das auch. Zumindest für den Moment. Ich würde meinen Weg hier unterbrechen und erst im nächsten Jahr zurückkehren, um die Via de la Plata zu Ende zu gehen.
Zum Abschluss hatte ich einen Wunsch. Ich wollte so viele meiner liebgewonnen Mitpilger wie möglich zu einem kleinen Abschiedsumtrunk treffen. Und wie verabredet man sich in einer Stadt, in der man noch nie zuvor war?
In Spanien ganz klar: Mittwoch um 7 auf der Plaza Mayor. Und ich habe alle gebeten, es weiterzusagen. Nun ist der Hauptplatz von Salamanca nicht gerade klein und blöderweise war an diesem Wochenende auch noch eine Ausstellung auf dem Platz… Da finde mal einer die Leute, von denen man gar nicht so richtig weiß, ob und wenn ja wie viele kommen.
Aber Pilger scheinen einen Radar zu haben und so saßen wir am Ende alle in großer Runde zusammen und ich habe meinen letzten Tinto de Verano der Saison getrunken. Und die schmerzliche Erfahrung gemacht, was es heißt, nicht einfach am nächsten Tage weitergehen zu können, sondern Abschied zu nehmen und sich in den Bus nach Sevilla zu setzen, von wo das Flugzeug nach Hause geht…
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Ob du nun in der offiziellen Pilgerherberge schläfst, oder nicht: Es lohnt sich, den kleinen Park neben der Herberge zu besuchen. Besonders abends hast du hier einen tollen Blick auf die angestrahlte Kathedrale.
Zamora
Schnell waren wir heute. Das rächt sich. Die Herberge ist noch geschlossen, als wir unseren Weg durch die Gässchen von Zamora suchen und vor der kleinen Tür dieses alten Steinhauses ankommen. Wenigstens unsere Rucksäcke können wir schon abstellen. Und dann hören wir Musik. Wir folgen den Klängen in Richtung einer Kirche. Durch die Tür sehen wir die Sänger. Dona nobis pacem – gib uns deinen Frieden. Wir treten ein und suchen uns einen Platz. Die Kirche ist leer. Nur die Klänge der kräftigen Männerstimmen. Wir sind verzaubert. Später erfahren wir, dass wir in eine Probe für eine Hochzeit geraten sind. Das Gefühl, sie hätten nur für uns gesungen, bleibt. Und auch die Melodie im Kopf. Sie begleitet uns noch die nächsten Wochen und wird zu unserer Camino-Hymne, laut gesungen bei Regen und Sturm, auf Bergen und Wiesen.
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Ein für mich sehr abgefahrenes Erlebnis war der Besuch im Semana-Santa-Museum. Hier bekommst du einen (manchmal auch ein wenig unheimlichen) Einblick in die Bräuche der traditionellen Osterumzüge, die in der Karwoche in ganz Spanien stattfinden.
Die Weggabelung
Die Via de la Plata ist die Via de la Plata ist die Via de la Plata. Zumindest bis du abbiegst. Und das machen die meisten. Eigentlich landet die Via de la Plata in Astorga auf dem Camino Francés und führt über diesen weiter bis nach Santiago. Aber keine Angst, du musst dich nicht mit den tausenden Pilgern auf dem Francés um die Herbergsbetten schlagen. In Granja de Moreruela biegt von der Via de la Plata eine Wegalternative Richtung Westen ab. Heute wird die eigentliche Variante als Hauptroute bezeichnet und führt über Ourense bis nach Santiago de Compostela.
Puebla de Sanabria
Ein bisschen irreal wirken sie ja meistens schon, diese kleinen Puppenstubenstädtchen. Puebla de Sanabria ist da keine Ausnahme.
Der alte Stadtkern thront über dem Fluss und eigentlich geht der Camino gar nicht unbedingt durch die Altstadt. Ich würde aber jedem empfehlen, die müden Füße nochmal zu aktivieren und den Aufstieg in die Mauern zu wagen. Auf besagten Mauern kannst du eine Runde drehen und sogar den Wehrturm besteigen. Ansonsten gibt es viele Caféchen und Kneipchen und Lädchen, in denen man alle möglichen regionalen Spezialitäten kaufen könnte, wenn man sie nicht noch 260km bis Santiago im Rucksack mitschleppen müsste.
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Wir haben in den Herberge Casa Luz übernachtet. Vom Garten hast du besonders am Abend einen wunderbaren Blick auf die beleuchtete Altstadt. Das Restaurant gegenüber der Herberge hatte übrigens (zumindest damals) eines der besten Pilgermenüs der ganzen Via de la Plata.
Rincon de Peregrino – die ‚Pilgerecke‘ auf der Via de la Plata
Muscheln, Muscheln, Muscheln, überall Muscheln. Louis hat es wirklich ernst gemeint mit seiner Idee, die komplette Bar ‚einzumuscheln‘. Dabei hat es irgendwann mal mit einem einzigen Pilger angefangen, der sich auf einer Jakobsmuschel verewigt hat und nun sind es hunderte, schön sortiert nach Jahren. Ob ich meine wiederfinden würde? Vielleicht komme ich ja irgendwann mal wieder durch das kleine Dörfchen Alberguería.
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Die Herberge in Albergueria soll eine der Schönsten und Urigsten auf dem Weg sein. Direkt gegenüber der Bar von Luis, der sich hervorragend um das (leibliche) Wohl der Pilger kümmert.
Ourense
Die letzte größere Stadt vor Santiago. Und die erste größere Stadt seit wir die Grenze von Kastilien-Leon ins wunderbare Galicien überpilgert haben. Grund genug, endlich eine der leckersten Spezialitäten der galizischen Küche zu probieren. Pulpo gallego! Was verbirgt sich hinter diesem verwunschenen Namen? Kleiner Tipp: viele Arme und noch mehr kleine Saugnäpfe. Gut, gekochte Krake mag nicht jedermanns Sache sein, aber probieren solltest du´s trotzdem (so halte ich das mit ALLEM – Wer nicht probiert, kann keine Meinung haben). Serviert auf runden Holzbrettern, werden sie einfach mit Zahnstochern zum Wein gesnackt. LECKER! ?
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Wenn du preisgekrönten Pulpo probieren möchtest, solltest du in die Pulpería A Feira gehen. Aber du findest Pulpo auch auf den Speisekarten der meisten anderen (Tapas-)Bars.
Kloster Oseira
Einmal in einem richtigen Kloster übernachten. In einem aktiven Kloster! Viele Pilger wünschen sich das für ihre Pilgerreise. In Oseira kannst du dir diesen Wunsch erfüllen. Ich habe selbst nicht da geschlafen, aber eine längere Pause gemacht und auch an einer kleinen Führung teilgenommen. Und die war wirklich sehr informativ und herzlich von einem der jungen Mitarbeiter des Klosters. Sie finden stündlich statt. Wer in der Herberge des Klosters übernachtet, kann auch bei den Stundengebeten der Mönche dabei sein.
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Die Mönche von Oseira produzieren selbst allerlei Köstlichkeiten. Ich konnte bei den schön-verpackten Schokoladentafeln nicht ‚Nein‘ sagen…
Santiago de Compostela
Und dann stehe ich mal wieder in der Kathedrale.
Der erste Blick auf die Türme von weit oben hat mich merkwürdig unberührt gelassen. Der Weg durch die Stadt hat mich mehr genervt als gefreut. Das eingerüstete Hauptportal hat mich ein bisschen betrübt. Die zur Messe läutenden Glocken haben mich gehetzt. Und dann stehe ich vor der Seitentür und trete ein. Nach dem letzten Glockenschlag beginnt der Gesang der Nonnen. Und da stehe ich nun. Wie aus dem Nichts laufen mir die Tränen ungehemmt über die Wangen. Ich bekomme gar nicht so richtig mit, wie mich ein Sicherheitsbeamter fragt, bittet und schließlich sehr nachdrücklich auffordert, die Kathedrale zu verlassen. Mein kleiner roter Wanderrucksack war nicht erwünscht. Zum Glück wartete ein lieber Pilgerfreund auf dem Vorplatz, nahm mir Heulsuse ungefragt den Rucksack ab und schob mich sanft zurück in die Kirche…
Ja, die Kathedrale kriegt mich immer wieder. Jedes Mal. Bei jedem Besuch. Ich bin nicht besonders gläubig, aber diese Kraft und Magie ist einfach unglaublich. Mal sehen, wie es beim nächsten Mal ist. Ich muss auf jeden Fall zurück. Den Botafumeiro habe ich nämlich immer noch nicht in Aktion gesehen! ?
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Tipp:“][/flint_blog_highlight] Das Frühstück in den Herbergen ist ja für gewöhnlich eher bescheiden. Toast, Margarine, Marmelade. Wenn du wie ich ein Frühstücksmensch bist, dann vermisst du vielleicht Eier, Brötchen, Käse, Schinken etc. In Santiago kannst du dich relativ günstig (ca. 5€) im Seminario Mayor, auch wenn du nicht da übernachtest, am Frühstücksbüffet bedienen.
Und am Ende bleibt nur eins. Die Erinnerung an eine krasse Zeit und die Freude auf das Weitergehen. Nada mas pido: el Cielo sobre mi y el Camino bajo mis pies.
Bist du dir unsicher, was alles in den Pilger-Rucksack gehört? Auf meiner Packliste findest du alles, was du brauchst. Und hast auch sonst noch 1000 Fragen zum Thema Jakobsweg? Dann komm mit zu unserem Pilgerinnen-Workshop oder dem Schnupperpilgern!
Oder hast du Fragen, Zweifel, Ängste, die du gern in einem persönlichen Gespräch mit mir klären möchtest? Dann schau bei meiner Rucksackberatung vorbei.
Pausenregengrübeltag – Auchtertyre Farm Nieselregen, Starkregen, Schrägregen. Da war wirklich alles dabei. Und vor allem Dauerregen. Wir hatten unserer Meinung nach alles richtig gemacht und uns…
Meine Hände sind feucht, mein Herz klopft und hinter jedem neuen Fahrgast vermute ich den Kontrolleur, der MICH jetzt erwischen wird. Schwarzfahren. Dafür bin ich…
Grauer Himmel. Grün-braune Erdflächen überall. Nieselregen. 15 Grad. Weihnachtswetter in Deutschland. Ich kann mich nicht erinnern, wann es das letzte Mal Schnee zu Weihnachten gab.…