„Rijeka?“ Meine kroatische Freundin verzieht das Gesicht. „Was wollt ihr denn da?“
Wir wollen in Kroatien ankommen. Und wir wollen ein bisschen echtes Leben sehen. Nicht das touristisch aufpolierte.
Und das geht meistens ganz gut in den Städten, in die sonst niemand fährt.
Nun ja, Rijeka ist vielleicht doch den meisten Kroatientouristen ein Begriff, kommen doch viele, die den Nordwesten des Landes und hier besonders die Halbinsel Istrien und die benachbarten Inseln bereisen, auf dem Flughafen von Rijeka an. Obwohl es nur 130.000 Einwohner hat, ist Rijeka immerhin die drittgrößte Stadt Kroatiens.
Wir haben die ersten Tage unserer Kroatienreise in Rijeka verbracht, bevor es weiter ins Velebit-Gebirge ging, wo wir den Premuzic-Trail gewandert sind. Hier findest du unsere Tipps und Erfahrungen für einen Besuch in diesem nicht unsympathischen Städtchen an der Adria
1. Korzo – die Hauptstraße von Rijeka
Groß ist das Zentrum von Rijeka nicht. Und so kommst du an der Korzo-Straße nicht vorbei. Sie ist Einkaufs- und Ausgehstraße in einem und bietet viele der klassischen Geschäfte, die man mittlerweile in jeder europäischen Stadt findet. Sogar einen DM gibt es hier und auch einen größeren Supermarkt. Auch die Touristeninformation findest du hier, wo du dir einen Stadtplan besorgen kannst. Du solltest aber auf jeden Fall auch mal in die kleineren Gassen abbiegen, die von der Hauptstraße abgehen. Hier gibt es mehrere Plätze und Plätzchen, auf denen man besonders abends gemütlich sitzen kann.
2. Essen auf dem Ivan-Kobler-Platz
Einer dieser Plätze ist der Trg Ivana Koblera , auf dem es sich wunderbar sitzen lässt. Im Restaurant „Maslina na Zelenom Trgu“ gibt es sehr leckere Pizza. In eine Ecke des Platzes hat sich ein einzige Palme verirrt, was ein ziemlich merkwürdiges Bild ergibt. Neben der Palme findest du das coole Burgerrestaurant „Submarine“.
3. Der Stadtturm von Rijka
Den Ivan-Kobler-Platz erreichst du, indem du unter dem Stadtturm hindurch bzw. durch dessen ‚Bauch‘ gehst. Der Turm, früher der Eingang in die Stadt vom Meer aus, ist ein Wahrzeichen Rijekas. Leider kann man ihn meines Wissens nicht besteigen oder besichtigen. So muss es reichen, den Stadtturm von außen zu bestaunen.
4. St. Vitus Kathedrale
Normalerweisen haben Kathedralen hohe, furchteinflößende Türme. Nicht so die St. Vitus-Kathedrale von Rijeka. Sie ist ein barocker Rundbau und sogar der einzige seiner Art in ganz Kroatien. Schon 1638 wurde mit dem Bau begonnen, jedoch führte mal wieder das liebe Geld (bzw. das Fehlen desselben) zu einer Bauzeit von fast 100 Jahren. Möchtest du für deine weitere Reise ganz sicher gehen wollen, solltest du auf jeden Fall das Porträt des Hl. Franziskus von Xavier suchen, der ist nämlich der Schutzheilige der Touristen.
5. TunelRi – ein besonderer Platz in Rijeka
Die für uns vielleicht speziellste Sehenswürdigkeit eröffnet sich dir, wenn du links um die Kathedrale herumgehst. Hier findest du den Eingang zum TunelRi, einem 350m langen Tunnel, der unter großen Teilen der Altstadt verläuft und bis zur Dolac-Grundschule führt. Dieser wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs angelegt, um den Bewohnern der Stadt und besonders den Schulkindern einen sicheren Weg von und zur Kathedrale zu ermöglichen. Schon ein komisches Gefühl, umgeben von feuchten Wänden unter der Stadt spazieren zu gehen. Viele der Bewohner von Rijeka benutzen den Tunnel heute ganz selbstverständlich als ruhige Abkürzung von A nach B oder einfach als Schutz vor Regen und Hitze. Eigentlich ziemlich praktisch. Der Eintritt ist kostenlos und am Eingang gibt es sogar eine kleine Karte mit einigen Informationen. Du kannst den Tunnel natürlich in beide Richtungen gehen.
6. Rauf auf den Trsat
Die vielleicht für die meisten Besucher Rijekas wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen auf einem Hügel über der Stadt. Das Kastell von Trsat und das Franziskanerkloster erreichst du mit einem kurzen Spaziergang vom Stadtzentrum aus. Dabei musst du 561 Stufen erklimmen, wirst aber mit einem wunderbaren Blick über die Kvarner Bucht belohnt. Es gibt auch einige Cafés und Restaurants, wo du gut sitzen und die Atmosphäre genießen kannst. Auch der Campus der Universität befindet sich auf dem Trsat.
7. Einkaufen auf dem Markt
Wie immer muss man ziemlich früh raus, wenn man den Markt in Aktion sehen will. In den Hallen gibt es Fisch, aber auch allerlei andere kroatische Spezialitäten, besonders Wurst und Käse. Auf dem Außengelände findest du alle möglichen Früchte der Saison und ganz viel frisches Gemüse. Am besten einfach ein paar Tomaten, Gurke, eine Zwiebel und ein gutes Stück Škripavac (ein besonderer Frischkäse, ein bisschen wie eine Mischung aus Feta und Mozzarella) kaufen. Dazu Olivenöl und Essig und fertig ist der leckerste Salat. Mit frischem Brot ein tolles Abendessen. Übrigens verläuft kurz hinter Rijeka die Olivenöl – Pflanzenöl – Linie. Die italienischen Einflüsse enden kurz hinter Rijeka und dann gibt es nur noch (für meine Begriffe relativ fades) Pflanzenöl zum Salat.
8. Park vorm Nationaltheater
Perfekt für eine kurze Erholung ist der kleine Park vor dem hübschen Nationaltheater. Hier kannst du prima deine auf dem Markt erstandenen Leckereien verspeisen und – wenn du Glück hast – ein sehr merkwürdiges Schauspiel erleben: Eine Güterzugstrecke verläuft hier mitten durch die Stadt und wir haben minutenlang staunend dagesessen und dem Rattern des Zuges gelauscht, der so nah wie sonst nur Straßenbahnen an uns vorbeifuhr.
9. Perspektivwechsel – auf dem Lukobran
Der Hafen wird geschützt durch einen Damm, der von den Bewohnern wegen seiner stattlichen Länge von 1,7km ‚Molo longo‘ genannt wird. Und du kannst diesen bis zum Ende entlang laufen. Zunächst gibt es an den Anlegern noch viele Touristenboote, die die Leute auf (mehrtägige) Inselrundfahrten mitnehmen, später wird der Spaziergang immer mehr vom Blick auf das Industriegebiet auf der gegenüberliegenden Hafenseite geprägt. Ich stehe total auf diesen Hafencharme. Und auch ohne eine Bootstour unternehmen zu müssen, hast du von hier einen tolle Aussicht auf Rijeka vom Wasser aus.
10. Fischrestaurants in Rijeka
Nach einem langen Spaziergang auf der ‚Molo longo‘ kannst du sehr lecker in einem der Fischrestaurants in der Nähe des Hafens einkehren. Hier zwei Tipps, die wir selbst ausprobiert haben:
Konoba Fiume – direkt an der Markthalle, ist oft voll, was ja immer ein gutes Zeichen ist. Wir hatten hier sehr leckeres Tintenfischrisotto und Tintenfischsalat. Wenn du einen Platz draußen bekommst, kannst du prima die Marktleute bei ihrer täglichen Arbeit beobachten. Achtung: Das Fuime hat nur tagsüber bis 18 Uhr geöffnet und auch am Sonntag geschlossen.
Bistro Mornar – auf Empfehlung unserer Zimmervermieterin, mit Blick auf den Hafen, sehr nette Bedienung, die dich auch gern berät. Wir hatten die Dorade mit dem typischen Mangold-Kartoffel-Gemüse. Sehr lecker!
11. Strandausflug
Auch in Rijeka gibt es Strände. Stadtstrände. Das sind vielleicht nicht die schönsten der Welt, aber sie geben einen guten Einblick, wie die Einheimischen (besonders die älteren Semester) so ihren Sommer verbringen. Auf den Felsstufen sitzen, quatschen, kurz reinspringen, weiterquatschen und die Sonne genießen. Ich würde dir empfehlen, am Abend zu kommen und es den Rijekanern gleich zu tun. Die Strände sind nicht zum stundenlangen Rumliegen gedacht, aber nach einem Tag in der Stadt ist das eine tolle Erfrischung.
Hier findest du eine gute Beschreibung aller Strände. Bus Nummer 1 (fährt an der Hafenpromenade) bringt dich sowohl zu den Stränden im Westen als auch zu denen im Osten.
12. Restaurant mit Ausblick
Die Konoba Borik ist ein gemütliches Restaurant in der Nähe des Strandes. Tipp: vor dem Baden vorbeigehen und einen Tisch auf der Terrasse mit Blick aufs Meer reservieren. Hier gibt es alles, was auf einer typisch kroatischen Speisekarte steht und die Qualität ist gut! Es liegt nicht direkt im Stadtzentrum, aber die ‚Anreise‘ lohnt sich.
13. Outdoorbesorgungen in Rijeka
Für viele Zeltwanderer ein Problem: Woher bekomme ich Campinggas, wenn ich mit dem Flugzeug komme? Es gibt das mit dem Bus zu erreichende, riesige Tower-Center (kann man gut mit dem Strandbesuch kombinieren), in dem du einen Intersport findest. Dieser hatte jedoch nicht unsere Primus-Schraubkartuschen. Aber ganz oben im Einkaufszentrum versteckt sich ein kleiner toller Outdoor-Laden, in dem es alles Wichtige gibt, was eventuell noch fehlen könnte. Kibuba hat ein sehr süßes Maskottchen und ist eigentlich ein slowenischer Laden, der aber sogar einen deutschen Online-Shop hat.
Wenn du dann doch genug von der Stadt hast, setz dich einfach in den Bus und fahr gen Süden. Nur 1 1/2 Stunden von Rijeka liegt das Städtchen Senj, von wo aus du zu wunderbaren Wanderungen ins Velebit-Gebirge starten kannst.
Schau doch mal hier vorbei:
Premuzic-Trail – durch die weißen Felsen des Velebit-Gebirges