Merinokleidung - Titel

Merinokleidung – aber richtig!

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In der sengenden Hitze der Via de la Plata begegnete es mir zum ersten Mal.

Das Merino-Schaf – in Form des T-Shirts einer Mitpilgerin. Und ich dachte zuerst so: „Wolle? Bei 30 Grad im Schatten???“ Mit diesem Material verband ich bis dahin vor allem kratzige Weihnachtsgeschenke von Oma, dicke Kuschelsocken oder wärmende Skiunterwäsche. Merionwolle als Wanderkleidung war mir neu.
Doch als meine Pilgerfreundin ganz begeistert von den tollen Eigenschaften dieses natürlichen Materials berichtete, war ich gleich angetan. Und so investierte ich vor meiner nächsten mehrwöchigen Wanderung mal eine schöne Stange Geld in ein T-Shirt von Icebreaker*
In Merino gehüllt - Merinokleidung
in Merino gehüllt 
Und was soll ich sagen? Alles stimmte. Angenehmes Gefühl beim Tragen (auch wenn es am Anfang ein klein wenig kratzte), kühl auf der Haut, wenn es draußen warm war – und wärmend bei Kälte. Außerdem ist die Merinowäsche leicht und trocknet sehr schnell. Aber das Beste: Ich konnte noch so viel Schwitzen, es roch einfach nie nach Schweiß. Ich wusch das T-Shirt ca. einmal pro Woche. Nicht wegen des Geruchs, sondern „weil man das ja doch irgendwann mal waschen muss.“
Die Vorteile liegen also auf der Hand. Als einzige kleine Nachteile empfinde ich den hohen Preis (aber Qualität hat diesen nun mal) und dass das Material nicht super strapazierfähig ist. Besonders an den Stellen, an denen es manchmal Rangeleien mit Reißverschlüssen oder Rucksackträgern gibt, zeigten sich mit der Zeit kleine Löcher. Aber damit kann ich leben, weil es die Funktionsfähigkeit des Ganzen nicht wirklich einschränkt.
Jedoch kann natürlich der umweltbewusste und nachhaltig lebende Mensch wie bei fast allem auch beim Kauf von Merinokleidung so einiges falsch machen
Hier kommen also einige Hinweise, worauf du aus Tierschutz- und Nachhaltigkeitsaspekten achten solltest, wenn du dich für Wanderbekleidung aus Merino entscheidest.

Tipps zum Kauf von Merinokleidung

Die ganz ursprünglich aus dem nordafrikanischen Atlasgebirge stammenden Wunderschafe ‚produzieren‘ bis zu 10kg Wolle im Jahr. Australien ist hierbei das merinoschafreichste Land mit über 70Millionen Tieren. Von Natur aus ist Wolle eine nachwachsende Ressource und dadurch per se schon mal ziemlich nachhaltig. Jedoch handelt es sich hierbei nicht um ein gefühlloses Rapsfeld, sondern um Lebewesen. Deshalb dürfen wir beim Kauf von Merinokleidung den Tierschutz nie außer Acht lassen!
Die wichtigste Frage bei diesem Thema ist also:
Woher kommt die Merinowolle?
Neuseeland und Australien sind die größten Produzenten. Und sie haben mit einem der größten Probleme zu kämpfen. Durch spezielle Züchtung haben die Merinoschafe ungewöhnlich viele Hautfalten, was zu einem höheren Ertrag führt. Problematisch ist hierbei die Gefahr, dass die Tieren von Fliegenmaden befallen werden können, die besonders in den Falten um den After herum das perfekte Klima finden, sich zu vermehren. Diese Maden lösen die für die Schafe tödliche Krankheit Myiasis aus, bei der das Tier quasi von innen aufgefressen wird. Um eine Infektion zu vermeiden, wenden viele Farmer eine schmerzhafte Behandlungsart an: das Mulesing.
Beim Mulesing wird ein tellergroßer Teil der Hautfalten um After und Schwanz herum mit einem heißen Messer abgeschnitten. Das passiert ohne Betäubung und die entstandene Wunde wird auch nicht weiter versorgt. Untersuchungen haben gezeigt, dass die in dieser Art beschnittenen Tiere noch wochenlang danach sehr ängstlich auf ihre ‚Beschneider‘ reagieren, was zeigt, dass diese Prozedur traumatisierend auf die Tiere wirkt.
Als Alternative wäre eine häufigere Untersuchung und Reinigung der Tiere möglich, was aber für viele Bauern viel zu teuer und zeitaufwendig ist.
Doch auch in Neuseeland und Australien gibt es Mulesing-freie Wolle, hier kannst du z.B. auf das ZQU-Siegel aus Neuseeland achten.
Merinowolle aus anderen Ländern hingegen wird immer ohne Mulesing gewonnen, da z.B. Argentinien oder Südafrika kein Fliegenmadenproblem haben.
Tipp 1: ACHTE DARAUF, WOHER DIE WOLLE KOMMT!
Der zweite Hinweis ist eigentlich allgemeingültig und betrifft nicht nur Merinokleidung, sondern alle Produkte, die du kaufst.
Tipp 2: VERSUCHE DIE MERIONKLEIDUNG SO LANG WIE MÖGLICH ZU TRAGEN!
Wichtig ist also, auf die für den Verwendungszweck geeignete Materialzusammensetzung zu achten, damit du ganz lange etwas von der Kleidung hast.
Einige Hersteller (z.B. Icebreaker* oder Super.Natural*) verwenden Wollfasern, die um einen Kunstfaserkern gewoben sind. Somit sind sie angenehmer auf der Haut und trocknen noch schneller. Und sind durch eine erhöhte Reißfestigkeit langlebiger als reine Wollprodukte.
Merino-T-Shirts gibt es häufig in verschiedenen Materialstärken. Üblich sind 150g/m², was für Touren mit leichtem Rucksack oder andere sportliche Aktivitäten vollkommen ausreicht. Planst du allerdings mehrtätgige Touren mit schwerem Gepäck, solltest du dir ein Shirt mit 200g/m²-Dichte zulegen.
Merinokleidung
Merinokleidung

Herstellerempfehlungen für Merinokleidung

 
Woolpower (Schweden – zeitlos (keine wilden Designs), zertifizierte Farmer aus Patagonien)
Icebreaker (Neuseeland – am bekanntesten, oft Gemisch mit elastischer Faser –  erhöht Haltbarkeit)
SmartWool (USA –  bekannt für Socken, aber mittlerweile alles, faire Preise mit guter Qualität)
Dilling (Dänemark – Bio-Unterwäsche, für Wanderzwecke am besten die Funktionswäsche kaufen, da die normale Unterwäsche ziemlich dick ist und eher für den normalen Gebrauch geeignet, preiswert, Umweltaspekt im Vordergrund, von Färbung über Produktion in Europa bis zur zertifizierten Wolle aus Patagonien)
Kaipara (Deutschland – zertifizierte Wolle aus Neuseeland, Rest in kleiner Schneiderei in Deutschland und nur online – kein Zwischenhandel)
Aclima (Norwegen – machen direkt mit den Bauern Verträge und überprüfen die Einhaltung des Tierschutzes, zertifizierte Wolle aus Tasmanien und Neuseeland)
Super.natural (Schweiz – höchste Nachhaltigkeitsstandards, Merino-Kunstfaser-Gemisch, dadurch hohe Funktionalität, Wolle aus Afrika)
Hast du auch schon Merino in deinem Kleiderschrank? Erzähl doch mal von deinen Erfahrungen. 

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6 Kommentare zu „Merinokleidung – aber richtig!“

  1. Ich habe mir vor vier Jahren vor meiner Neuseelandreise einige Kleidungsstücke von Icebreaker gekauft, darunter zwei T-Shirts, ein Langarmshirt und Funktionskleidung. Einige davon waren täglich im Gebrauch und ich habe die Probe auf Exempel gemacht: Drei Wochen ungewaschen trotz Sommertemperaturen. Was soll ich sagen? Hammer! Kein Schweißgeruch. Und noch jetzt sind in stetigen Gebrauch bei meinen Wandertouren. Ich wasche die Kleidung teilweise sogar mit der WaMa. Sie haben normale Gebrauchsspuren und ich musste mal Nähte nachnähen. Der echt teure Preis hat sich sowas wie rentiert!
    Toller Artikel, toller Blog!
    LG Simone

        1. Anne von LittleRedHikingRucksack

          Hey Laura, ich habe es jetzt noch nicht konkret mit NoBite probiert, aber ich glaube, dass das kein Problem ist… Vielleicht einfach mal an einen Eckchen probieren? Meiner Erfahrung nach ist Merinokleidung sehr viel weniger empfindlich, als man denken mag 🙂

          LG Anne

  2. Ich kann deine Erfahrungen nur bestätigen, Merino ist ein riesen Comfort-Gewinn im Vergleich zu Kunstfaser oder Baumwolle! Bei den Herstellern könntest du noch die deutsche Firma Trigema ergänzen: deren Produkte werden zu 100% im Inland hergestellt, mit ihrer Merino-Unterwäsche war ich auch sehr zufrieden bisher. Außerdem sind sie etwas günstiger als bspw. Icebreaker. Allerdings weiß ich nichts über deren Wollquelle…
    LG Sebastian

  3. Ich empfehle wärmstens die Shirts von rymharth, die sind echt spitzenmäßig, mulesingfreie Merinowolle, und zu 100% in DE hergestellt, und das schärfste: ein super Kundendienst und Service. Ich kauf nur dort!!!

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